EINE DOKUMENTATION
Panorama Breitengüßbach
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Bahnstation Breitengüßbach

247,89
Bau und Streckeneröffnung Die Gesamtstrecke zwischen Lindau und Hof wurde zwischen 1842 und 1854 in 18 Teilstrecken mit insgesamt 70 Bahnstationen von den Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen (K.Bay.Sts.B.) gebaut. Es war die erste Staatseisenbahn in Bayern. Das 31,9 Kilometer lange Teilstück der „Ludwigs-Süd-Nord-Bahn“ zwischen Bamberg und Lichtenfels wurde am 15. Februar 1846 feierlich in Betrieb genommen. Bereits im Sommer 1844 wurden die Entwürfe des Stationsgebäudes vom Architekten Georg Christian Friedrich Bürklin bearbeitet. Am 31. Januar 1845 wurden die nochmals korrigierten Pläne allerhöchst genehmigt. Erst am 17. Juni 1845 wurden die Bauarbeiten vergeben. Bei der Bahnstation handelte es sich um eine „Bahnexpedition“ bzw. „Einnehmerei“ der Klasse II.

Das Empfangsgebäude Breitengüßbach

Das Stationsgebäude wurde erst am 3. Februar 1847 in Betrieb genommen. Das mehrgliedrige Gebäude in Seitenlage aus Keuper Sandstein errichtet besaß einen giebelständigen, zweistöckigen Mittelbau der beidseitig von einstöckigen, traufenständigen Anbauten abgeschlossen wurde. Alle Gebäudeteile hatten Satteldächer mit einer Dachdeckung aus Schiefer. Die hohen Schornsteine wurden mittels einer Schablone aus Backstein geformt. Der südöstliche Wartesaalanbau verfügte über eine Vorhalle mit einer Viertelpyramide als Dach. Der nordwestliche Anbau diente als „Ökonomietrakt“ mit separatem Abtritt. Ein Gurtgesims (an Fassaden das zwischen den Geschossen liegt) das durch Farbwechsel betont wurde gliederte die Fassade. Nur der Eingangsbereich im Mittelbau besaß Rundbogenfenster, der Wartesaal Segmentbogenfenster. Alle anderen Fenster und Türen waren Rechteckfenster. Die Vorhalle besaß Holzgitter. Eine Symmetrie des Gebäudes wurde bewusst vermieden. Im Erdgeschoss befanden sich die Vorhalle mit Fahrkarten- und Gepäckschalter, ein Bahnhofsrestaurant sowie weiter Diensträume. Über ein Treppenhaus gelangte der Bahnhofsvorsteher in seine Wohnung im Obergeschoss mit Küche, Wohn- und Schlafzimmer mit Alkoven (Bettnischen), Nebenzimmer, Kammer und Abtritt mit Holzgelege und Waschküche. Zwischen 1854 und 1858 gab es im Bahnhof ein Empfangsgebäude (in Bayern „Stationshauptgebäude“), eine „Bahnwärterkaserne“ sowie eine Ladeschupfe (stand in Bayern für Güterhalle bzw. Güterschuppen). Eine bayerische Besonderheit war die Bahnwärterkaserne. In ihr gab es Schlafstuben von 50 qm für sechs bis zehn Bahnwärter. Hinzu kamen eine Küche sowie ein Raum für den „Oberwärter“ mit 75 qm. Von hier aus mussten die Bahnwärter täglich bis zu drei Kilometer zu ihrem Hütten gehen, in der sich ein Koch-Ofen, ein Tisch und ein Stuhl befanden. Der Dienst begann um 6 Uhr früh bis 8 Uhr abends. Diese Art der Unterbringung wurde 1848 auf höchstens fünf Bahnwärter reduziert und später abgeschafft. Eine separate Güterhalle mit Seiten- und Kopframpe befand sich im Südosten des Gebäudes. Der Bahnhof gehörte 1938 zur Rangklasse III. Weitere Streckeneröffnungen, Ausbauten oder Änderungen 1869 stockte die K.Bay.Sts.B. den Wartesaal auf und erweiterte die Dienstwohnung. Am 24. Oktober 1895 wurde die 33,8 Kilometer lange Nebenbahn nach Erbern und später weiter nach Maroldsweisbach eröffnet. Dafür wurde die Gleisanlage erweitert und der Wartesaal der 2. Klasse im ehemaligen Ökonomieteil und das Bahnwärterzimmer anstelle der Abtritte untergebracht. Der Breitengüßbach wurde zum Trennungsbahnhof. Das Stationsgebäude erhielt in Gebäudebreite eine Überdachung des Hausbahnsteigs. Später wurden die Schornsteine gekappt und der Grundriss im Westteil verändert. Am 1. Oktober 1913 nahm die K.Bay.Sts.B. die 31,8 Kilometer lange Nebenbahn nach Dietersdorf (Oberfr) in Betrieb. 1934 bis 1936 begannen die Installationsarbeiten an einer Oberleitung auf der Strecke Bamberg - Lichtenfels. 1938 erhielt der Bahnhof zwei Stellwerksgebäude StW 1 und StW 2 mit mechanischem Stellwerk. Am 27. September 1981 erfolgte die Gesamtstilllegung der Strecke nach Dietersdorf (Oberf). Vom August 1982 bis März 1983 baute die Deutsche Bundesbahn (DB) die Gleise zurück. 1999 ließ die Deutsche Bahn AG (DBAG) das Stellwerk StW 1 von 1938 abreißen. Das zweite Stellwerk wurde modernisiert. 2016 baute die DBAG den Bahnhof grundlegend für die viergleisige Strecke Nürnberg - Ebensfeld um. Die Überdachung des Hausbahnsteigs wurde entfernt. Die Gleisanlage wurde bis auf das Wesentliche zurückgebaut. Ein Inselbahnsteig, der über einen Personentunnel zugänglich ist, entstand. Das Stellwerksgebäude StW 2 ging aus dem Betrieb und wurde abgerissen. Bei den Umbauten wurden auch die hässlichen Schallschutzwände mit den weißen undurchsichtigen Bändern gebaut. Im März 2021 entstand der Bahnhofsteil Breitengüßbach Süd. Hierfür wurden weitere Gleise verlegt. Was hat sich verändert, was ist geblieben Das Empfangsgebäude wurde verkauft. Durch die Umbauten von 1895 weicht der Gesamteindruck des Gebäudes vom Urzustand wesentlich ab.
Filmbild Breitengüßbach
Die Eisenbahn “kam” am 15. Februar 1846 nach Breitengüßbach. Also 11 Jahre nach der Eröffnung der ersten Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth 1835. Breitengüßbach hatte zu diesem Zeitpunkt sehr wenig Einwohner (Ende 2021 waren es 4.480 Einwohner).
Bahnhof von 1847
Luftaufnahme
Bilder Breitengüßbach
Bahnhof von 1847 Planung und Konzession Bamberg - Hof Bamberg Hochstadt-Marktzeuln